Sucht und Trauma
Wird ein Trauma nicht verarbeitet und integriert, können Erinnerungen und die damit verbundenen unangenehmen Gefühle die Betroffenen überfluten. Oftmals reagiert das Nervensystem der betroffenen Personen mit Über- (Hyper-Arousal) oder Untererregtheit (Avoidance). Als typische Beschwerden treten Nervosität und Unruhe, Konzentrationsstörungen, erhöhte Wachsamkeit, Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit und
Schlafstörungen auf. Nicht selten entwickeln Betroffene in der Folge Substanzkonsumstörungen oder Verhaltenssüchte. Ein anhaltender Substanzmissbrauch wiederum kann zu komorbiden organischen Erkrankungen, wie beispielsweise Leberfunktionsstörungen durch Alkoholmissbrauch, führen. Eine Verhaltenssucht zeigt sich als stoffungebundenes, exzessives Verhalten, welches trotz Kontrollverlust und auftretenden Problemen weiter geführt wird. Oftmals treten Depressionen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen gleichzeitig mit einer Abhängigkeitserkrankung oder dem Substanzmissbrauch auf. Als Folge von schweren, anhaltenden oder wiederholten Traumatisierungen können sich komplexe Posttraumatische Belastungsstörungen PTBS entwickeln. Im Unterschied zur einfachen PTBS treten hier vielfältige, ausgeprägte Beeinträchtigungen im Bereich des Denkens, der Gefühle und der sozialen Beziehungen auf.
Der normale Verarbeitungsprozess im Gehirn:
Thalamus: Als "Tor zur Grosshirnrinde" filtert der Thalamus Sinneseindrücke.
Amygdala: Verknüpfung von Emotionen und Ereignissen.
Hippocampus: Zeitliche und geografische Zuordnung. Überführung in den Langzeitspeicher.
Grosshirnrinde: Langzeitspeicher
Verarbeitungsprozess nach traumatischen Ereignissen:
Thalamus: Sinneseindrücke werden durch den Thalamus verarbeitet.
Amygdala: Traumatische Erinnerungen brennen sich ein. Nicht zuzuordnende Erinnerungen entwickeln ein Eigenleben.
Hippocampus: Keine Zuordnung des Erlebten mit der Realität (Hippocampale Amnesie).
Grosshirnrinde: Keine oder unvollständige Speicherung der traumatischen Ereignisse.
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